Die neue Variante des Küstenweges (Senda Litoral) hat viele Gemeinsamkeiten mit dem offiziellen Camino Portugues da Costa: Beide teilen sich immer wieder den gleichen Weg sowie die wichtigsten Stationen entlang der Küste. Städte wie Viana do Castelo, Póvoa de Varzim, Esposende, Caminha, Baiona, Vila Praia de Ancora, A Ramallosa und Vigo lernst du auf beiden Routen kennen.
Wer sich dennoch für die Senda Litoral entscheidet, sollte auf jeden Fall das Meer lieben, denn der stürmische Atlantik ist ein Teil davon. Meiner Meinung nach haben beide Küstenvarianten ihre Highlights, aber wie du dich auch entscheidest, die Landschaftsbilder sind immer schön und abwechslungsreich. Hier findest du Informationen über die drei Hauptrouten des portugiesischen Jakobsweges.
Tolle Neuigkeiten: Ich habe mein 1. Buch zum portugiesischen Jakobsweg veröffentlicht – ein Pilgertagebuch zum Ausfüllen mit Fokus auf Achtsamkeit. Ich würde mich freuen, wenn ich dich damit noch zusätzlich auf deinem Weg nach Santiago begleiten darf! Hier kannst du das Buch bestellen:
Etappe 8: Von Caminha nach O Porto de Mougás – 22 Kilometer
In diesem Artikel stelle ich dir die Etappen von Caminha nach Redondela vor. In Caminha suchte ich mir direkt vor dem Campingplatz ein Taxi-Boot. Es fanden sich schnell vier weitere Pilger, und nach einer Minute Fahrt begrüßte uns Spanien. Das ging schnell. Hola España!
Spanien erwartete mich mit Sonnenschein und wieder mal einem stürmischen Atlantik. Die Strecke charakterisiert sich durch flache, befestigte Wege oder Promenaden, nur ein paar hundert Meter vom Meer mit riesigen Wellen entfernt. Beispiele für Stopps entlang der Route sind A Guarda, O Serralo und Oia. Ich hatte das Gefühl, dass die Herbergsdichte auf dieser Strecke etwas abnahm. A Guarda war nur ein paar Kilometer von Caminha entfernt, in Oia hab ich keine Unterkunft gefunden, also musste ich bis nach O Porto de Mougás weiterlaufen. A Guarda und Oia sind wunderschöne Fischerstädtchen, vor allem Oia hat mir sehr gut gefallen.
Auf dieser Etappe verdient sich der Camino Portugues da Costa wirklich seinen Namen. Der Blick schweift hier den ganzen Tag über immer wieder hinaus aufs Meer bis zum Horizont und trifft dabei unterwegs auch noch auf ein echtes kulturelles Highlight direkt an der Küste: In Oia wartet das alte ehemalige Zisterzienserkloster Mosteiro de Santa Maria de Oia darauf, besichtigt zu werden. Es besticht dabei nicht nur durch seine uralten um das Jahr 1100 erbauten Mauern, sondern auch durch seine Lage unmittelbar am Meer.
Auf dem Weg kam mir eine spanische Schulklasse entgegen und wollte mich „interviewen“ und fotografieren. Das war süß. Sie haben mir ein Armbändchen mit dem Spruch „Animo, tú puedes“ geschenkt. Das bedeutet „Kopf hoch, du schaffst das„. Das hat mich sehr motiviert, wenn ich an meine körperlichen Grenzen gekommen bin.
Ab Oia führte die Strecke an einer Schnellstraße entlang, diese Passagen sind aber zum Glück eher selten. Als es dann wieder in die Nähe der Küste ging, tauchte ein kleiner Meditationsgarten auf der rechten Seite auf. Dieser wird von einem Einheimischen gepflegt. Ich fand das super und habe die Einladung für eine kleine Meditation genutzt. Die Adresse für Google Maps ist: Lugar arrabal, 2, 36794 Oia.
Tipp: Entspanne und halte ein im Meditationsgarten „jardín meditativo del caminante“.
In Mougás reservierte ich ein Bett in der Herberge Albergue Turístico Aguncheiro. Dort angekommen bekam ich ein Upgrade vom 4-Bett-Zimmer in ein Doppelzimmer, mit Terrasse und kleiner Küche. Da es in dem Ort nicht viel zu sehen gibt, habe ich meine Freizeit mit Relaxen und Tagebuch schreiben verbracht.
Etappe 9: Von O Porto de Mougás nach San Pedro da Ramallosa – 17 Kilometer
Da es in Mougás nicht viele Verpflegungsmöglichkeiten gibt, bin ich ein paar Meter weiter in ein kleines Café im „O Muiño Park“ für ein leckeres Frühstück eingekehrt. Das erste Etappenstück bestand aus einem Straßenabschnitt und später aus dem rund 100 Meter hohen Bergzug Silleiro und Baredo. Der Aufstieg ist nicht anstrengend, dafür wirst du aber mit einem traumhaften Blick auf den Atlantischen Ozean belohnt. Die Überquerung des Berges über den Leuchtturm von Kap Silleiro auf dem Weg nach Baiona zählt zu den schönsten Momenten auf meinem Weg nach Santiago.
Nach 12 Kilometern taucht der Ort Baiona auf. Dieser ist zwar in der Hauptsaison sehr touristisch, lädt aber mit seiner Altstadt, dem Hafen und der alten Festungsanlage zu einer kleinen Erkundungstour ein.
Highlights in Baiona
- Altstadt
- Castillo de Baiona
- Strand Praia Ladeira
- Ausflug zu den Cíes-Inseln: Die Inseln bieten wunderschöne Strände und exzellente Tauchreviere mit ausgedehnten Algenwäldern vor den Küsten
- Tipp für eine außergewöhnliche Unterkunft: das elegante Hotel „Parador de Baiona“ auf der Halbinsel
Nach Baiona lief ich noch etwa 5 Kilometer weiter. Ich hatte keine Unterkunft reserviert, aber mir vorher ein paar im Internet ausgesucht. Deswegen wollte ich nicht zu spät an der Albergue Pazo Pías* ankommen. In dem Gebäude befindet sich die Pilgerherberge und eine Pension. Die Herberge arbeitet nach dem Motto „first come, first serve„. Das bedeutet „Wer zuerst kommt, malt zuerst“. Also die Pilger, die zuerst da sind, haben ein Recht auf ein Bett. Aber nicht unbedingt muss die Person physisch anwesend sein, bis die Herberge öffnet. Mit dem Rucksack in der Warteschlange ist sozusagen das Bett für die Nacht reserviert.
Etappe 10: Von A Ramallosa nach Vigo – 22 Kilometer
Diese Etappe gehört nicht zu meinen Lieblingsstrecken auf der Senda Litoral. Es war heiß, die Landschaft langweilig, und ich hatte starke Wadenschmerzen. Während des Abschnitts von A Ramallosa durch die Gemeinde Nigran bis nach Vigo läufst du an Straßen und belebten Stränden vorbei (es war ein sonniger Sonntag mit 30 Grad). Anschließend durchquerst du das Vorstadtgebiet von Vigo, um schließlich nach 23 Kilometern in Galiciens bevölkerungsreichster Stadt anzukommen.
Vigo war für mich ein kleiner Kulturschock. Plötzlich befand ich mich in einer großen Industriestadt mit Fischerei- und Containerhafen, dem kompletten Gegenteil der eher kleinen, beschaulichen Ortschaften der vergangenen Tage. Dennoch gibt es in Vigo etwas zu entdecken: Bummle durch die Straßen der Altstadt und probiere in einem der vielen Restaurants die typischen Meeresfrüchtegerichte.
In Vigo war ich in der ersten öffentlichen Herberge auf meinem Camino, und das auch nur, weil ich tatsächlich nicht mehr laufen konnte. Meine Waden waren mittlerweile so angespannt, dass ich kaum noch meine Beine ausstrecken konnte. Die Herberge „Albergue peregrinos de Vigo“ liegt direkt an der Senda Litoral und bietet 20 Betten pro Raum, der Preis für eine Nacht war 8€. Das ist der übliche Preis für öffentliche Herbergen, dafür bekommst du 19 Mitbewohner und auch nur eine Art Gummimatratze zum Schlafen, die du mit einer Stoff-Bettwäsche überziehen musst.
Übrigens ist der Check-out in den öffentlichen Herbergen immer sehr früh, meistens 8 Uhr. Als ich 7.40 Uhr aufwachte, war schon fast die gesamte Herberge leer und alle Pilger auf dem Weg.
6 tolle Ausflugtipps in Vigo
- Cíes-Inseln: Kleine Inselgruppe an der Küste Galiciens, bestehen aus drei unbewohnten Inseln: Monteagudo, Do Faro und San Martiño. Das Archipel ist ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Stränden und Naturschutzgebiet, wo man nistende Möwen, Kormorane und Fischreiher beobachten kann. Der Strand Playa de Rodas der Illa do Norte wurde von der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zum schönsten Strand der Welt gewählt
- Altstadt von Vigo
- Das alte Fischerviertel Berbés und der Hafen
- Puente de Rande (Rande-Brücke, Schrägseilbrücke über den Vigo-Fluss)
- Museo do Mar de Galicia (Meeresmuseum)
- Playa de Samil, der größte Strand der Stadt
- Walking Tour*
Extra-Tipp: Buche eine einzigartige Free Walking Tour durch Vigo mit GuruWalk*!
Vigo orientiert sich stark am Atlantischen Ozean, die Stadt verfügt über einen der größten natürlichen Häfen Spaniens und beherbergt die größte Fischereiflotte des Landes. Der Hafen spielt eine weltweit bedeutende Rolle bei der Versorgung mit Meeresprodukten für den menschlichen Verzehr. Vigo ist Sitz der Europäischen Fischereiaufsichtsagentur (EFCA).
Wenn du noch mehr Tipps für Vigo suchst, schaue gerne bei Dennis von East Rail Stories vorbei.
An diesen Tagen war es sehr heiß in Spanien, deshalb habe ich ein paar Tipps für das Pilgern während dieser Zeit zusammengefasst:
- Früh losgehen: Du vermeidest die Mittags- und Nachmittagshitze und bekommst mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bett in den Herbergen, weil du früher ankommst. Das kann aber auch bedeuten, dass du vor der Herberge noch warten musst
- Passe dich an das südländische Leben an und mache Mittags eine Siesta
- Viel trinken: Es gibt in Spanien Trinkbrunnen, meistens mit der Kennzeichnung „agua potable“, das bedeutet trinkbar
- Wichtig: Kopfbedeckung nicht vergessen
Etappe 11: Von Vigo nach Redondela – 15 Kilometer
Im ersten Streckenabschnitt verließ ich die Stadt, dabei ging es stetig und gemächlich bergauf. Nachdem Vigo hinter mir lag, bog der Jakobsweg nach rechts ab und es tauchte eine intensive Steigung auf. Vorher versüßte mir eine Bäckereiverkäuferin den Tag: zur Coffee to go Bestellung legte sie mir ein Stück Kuchen und ein Croissant dazu (für 1,50€)! Nun war ich gestärkt für den Morgen.
Nachdem ich den Anstieg geschafft habe, zeichnete sich die Landschaft durch eine atemberaubende Sicht auf die Flussmündung von Vigo und die Umgebung mit der Hängebrücke von Rande aus. Ich wanderte durch kleine Ortschaften, spanische Wohngebiete, schattige Wälder, und später wieder bergab in Richtung Redondela.
Das nächste und gleichzeitig letzte Etappenziel auf der Senda Litoral heißt Redondela. In Redondela ist der „Treffpunkt“, an dem alle Hauptrouten des portugiesischen Jakobsweg zusammenlaufen – von da aus sind es noch 85 Kilometer bis Santiago de Compostela. Die schon von Weitem sichtbaren Viadukte, die Redondela fast schon ein urbanes Flair verleihen, sind die Attraktion dieser kleinen Ortschaft. Redondela liegt außerdem direkt neben einer Meeresbucht, die du circa in 20 Minuten zu Fuß erreichen kannst.
Ankunft in Redondela – Die letzte Station auf der Senda Litoral
In Redondela erlebte ich die unangenehmste Unterkunft auf meinem Weg. Diese hat es sogar unter meine Top 3 der schrecklichsten Unterkünfte, die ich je auf meinen Reisen erlebt habe, geschafft. Die Unterkunft heißt „Albergue Santiago de Vilavella“. Der Schlafsaal ist unterteilt in 2er und 4er-„Kojen“ mit Stockbetten, abschließbaren Schränken und Steckdosen pro Bett. Ein Vorhang vermittelt Privatsphäre. Alles war sauber. Ich fand den Raum jedoch viel zu klein für die hohe Bettenanzahl (48 Betten) und die Kojen zu eng für vier Personen. Für 15€ pro Bett/Nacht würde ich diese Herberge eher in ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis einordnen.
Nicht schön fand ich, dass es nur auf einer Seite des Schlafsaales Fenster gab. Es waren über 30 Grad und es herrschte eine sehr stickige Luft in dem Raum. Es kamen mit der Zeit immer mehr Pilger an und der Raum füllte sich allmählich. Am nächsten Tag wachte ich wegen der schlechten Luft und der lauten, aufbrechenden Pilger schon 5:15 Uhr auf. An diesem Morgen startete ich um 6 Uhr meine nächste Etappe.
Wie mein Weg danach weiter verlief erfährst du im Blogartikel Spanisches Flair auf dem Camino Portugues.
Hallo Meike,
was für ein schöner Bericht vom Jacobsweg, immer an der Küste lang.
Dieser wird mein Weg werden, ab Mitte April 2024.
Einige Tipps habe ich mir bereits notiert.
Vielen lieben Dank!
LG Marion
Hallo Marion, super, ich freue mich, dass du dich dafür entschieden hast. Liebe Grüße
hallo…diesen camino möchte ich nächstes frühjahr gehen.
frage: kannst du mir bitte die GPS-Daten senden.
vielen Dank voran.