Am 03.06.22 startete endlich mein Abenteuer auf dem portugiesischen Jakobsweg! In diesem Artikel erfährst du, wie es mir in den ersten Etappen ab Porto erging.

Etappe 1: Von Porto nach Matosinhos – 11 Kilometer

Ich lief von meinem Hostel zur Kathedrale in Porto und holte mir den ersten Stempel für den Pilgerausweis ab. Ich sog die Atmosphäre an der Kathedrale auf, unterhielt mich mit anderen Pilgern, schoss ein paar Erinnerungsfotos, und dann ging es auch schon los. Aber, aller Anfang ist bekanntlich schwer: eigentlich folgt man nur den Gassen in Richtung Fluss Douro. Ich hatte mich aber direkt verlaufen, weil ich einem gelben Pfeil nachging, der mich wieder zur Kathedrale brachte. Aber wie heißt es so schön? Doppelt hält besser…

Der Weg führt anfänglich am Fluss Douro entlang, die Markierungen sind aber teilweise noch sehr spärlich. Der Weg ist trotzdem leicht zu finden. Es geht an vielen Strandbars entlang und weiter durch Matosinhos. In Matosinhos wirst du irgendwann über eine beeindruckende Zugbrücke laufen und erreichst später die weite Strandpromenade, die dann in lange Holzwege mündet. Die Brücke kann praktischerweise nach oben geklappt werden, wenn ein größeres Schiff einfahren will.

Tipp: Du kannst auch circa 4,6 Kilometer mit der verträumten historischen Straßenbahn Eléctrico abkürzen. Die dienstälteste Straßenbahn der Iberischen Halbinsel besteht noch zur Hälfte aus Holz und rattert und schwankt zu jeder halben Stunde knapp 30 Minuten in Richtung Meer und zurück. Ein originelles Erlebnis! Eine einfache Fahrt kostet 3,50€.

Plane unbedingt noch vor oder nach deiner Pilgerreise freie Zeit für Porto ein. Die Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, bietet sehr schöne interessante Sehenswürdigkeiten. Weitere Informationen findest du in meinem Artikel Mein unvergesslicher Jakobsweg im Juni 2022.

Mein Weg – die ersten Tage wollte ich gemütlich in den Pilgeralltag starten.

Die moderne Metropole Matosinhos – Mein erstes Etappenziel

Matosinhos ist eine moderne Metropole mit einem langen Sandstrand, einem bedeutenden Frachthafen und zahlreichen Fischfabriken sowie Restaurants. Sie zählt aber nicht zu den malerischsten Städten entlang des portugiesischen Jakobsweges. In den Sommermonaten verwandelt sich die Stadt zu einem beliebten Urlaubsziel, insbesondere auch für die Einwohner Portos. Dank umfangreicher Küstenschutzmaßnahmen wurde die natürliche Erosion der Küste auf ein Minimum begrenzt und zwei weitläufige Sandstrände geschaffen.

In Matosinhos reservierte ich ein Bett in einem Mehrbettzimmer im Oportocean Hostel*. Übrigens waren die Hostels in Porto und Matosinhos die einzigen, die ich über Booking vorgebucht habe. Ich wollte vor allem flexibel auf dem Weg sein, und das Vertrauen üben. Nach der ersten Etappe verbrachte ich meine Freizeit mit einem Spaziergang zum Matosinhos Strand (ca. 30 Minuten zu Fuß) und einem Abendessen im Restaurant „Meet Parque“. Dieses lud in einer ruhigen Gartenanlage und einer großen Terrasse zum Relaxen und leckerem Essen ein. Ich habe für ein Mozzarella Sandwich, ein Glas Bier und einen Espresso 7,50€ bezahlt.

Diese 4 Sehenswürdigkeiten warten in Matosinhos auf dich:

  • Forte de São Francisco Xavier: Wird auch Castelo do Queijo (Käseburg) genannt – dieser Name bezieht sich auf die Form der Granitblöcke der felsigen Küste, aus denen es erbaut wurde, und die durch die Verwitterung die Form abgerundeter Kissen oder Käselaibe bekommen haben
  • Matosinhos Beach: Breiter Sandstrand zum Surfen, Schwimmen, Sonnenbaden und Beobachten von Sonnenuntergängen
  • Mercado Municipal de Matosinhos
  • Parque da Cidade do Porto

Etappe 2: Von Matosinhos nach Angeiras – 12 Kilometer

Mein Hostel in Matosinhos lag nicht direkt am Jakobsweg. Bis zur Zugbrücke, die Matosinhos und Leça da Palmeira verbindet, lief ich dementsprechend etwas zentraler, bis ich dann auf den portugiesischen Jakobsweg „abbog“. Dort traf ich zum ersten Mal Pilger an. Danach folgte ich den Holzstegen immer entlang der Atlantikküste bis zu meinem zweiten Etappenziel – dem Campingplatz Angeiras.

Der von der Campinglatzkette Orbitur geführte, schöne Campingplatz unter Palmen mit Pool, Bar, Supermarkt und Restaurant ist sauber und ruhig und bietet eine pilgerfreundliche Atmosphäre. Hier findest du noch mehr Informationen. Der Campingplatz Angeiras liegt 16 km von Porto entfernt, an einem wunderschönen Strand Nordportugals, an dem eine kleine Fischergemeinschaft lebt. Die Bewohner Portos besuchen den Campingplatz an Feiertagen oder Wochenenden. 

Nach Vorlage deines Pilgerausweises bekommst du einen Pilgerpreis. Eine Nacht in einer kleinen, einfachen Hütte bzw. Caravan kostet bei Alleinbelegung 16€, für 2 Personen 23€. Eine Reservierung ist in der Regel nicht oder frühestens einen Tag vor Ankunft möglich. Angeblich ist es nicht notwendig zu reservieren, außer vielleicht bei Events vor Ort oder in der Hochsaison im August. Weitere Campingplätze der Kette liegen in der Nähe von Póvoa de Varzim (Rio Alto) und Caminha.

Achtung: Oftmals gibt es bei den günstigen Bungalows keine Bettwäsche. Deshalb solltest du unbedingt mit (leichtem) Schlafsack reisen, je nach Saison. Das Wetter an der Atlantikküste sollte man nicht unterschätzen, denn der Wind und das oft unberechenbare Wetter können auch die Tage im Sommer frisch und kühl machen.

Insider-Tipp: Buche den Campingplatz niemals über Booking.com! Über die Plattform hätte ich 60€ für eine Nacht bezahlt, vor Ort und unter Vorlage des Pilgerausweises aber nur 16€. Übrigens gilt dieser Preis nur für eine Nacht, weil die meisten Pilger danach weiterziehen. Wenn du länger bleiben möchtest, zahlst du nach einer Nacht den Normalpreis.

Mein Restaurantbesuch am Abend lief nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“. Ich wollte in das gegenüberliegende Restaurant „Mira Parque“ essen gehen, dort wurde aber erst ab 19 Uhr Abendessen serviert. Also probierte ich das eigene Restaurant des Campingplatzes, wo ein Pilgermenü für 10€ im Angebot stand. Ich wollte aber nur einen Salat oder eine Suppe bestellen, denn ich hatte keinen großen Hunger. Auf Nachfrage, was dies kosten würde, sagte der Kellner, dass es trotzdem bei den 10€ bleibt. Also suchte ich weiter.

Das brachte mich zu einen meiner Restauranttipps: das Restaurant Dona Odete. Ein richtig toller Ort zum Wohlfühlen, sehr modern eingerichtet, und mega leckeres Essen. Ich habe dort für Pommes überbacken mit viiiel Cheddar Käse 6,80€ bezahlt.

Absolute Empfehlung: Restaurant Dona Odete

Etappe 3: Von Angeiras nach Póvoa de Varzim – 17 Kilometer

Auf dieser Etappe kannst du entscheiden, ob du auf den Camino Central wechseln möchtest. In Vila do Conde gabelt sich der Weg. Ich hatte mich aber zuvor schon für den Küstenweg bzw. die Senda Litoral entschieden. Dem rauen Atlantik konnte ich einfach nicht widerstehen. Auf dem Weg zu meinem Etappenziel Póvoa de Varzim buchte ich nach einigen Absagen das Hostel Big House, und diese Unterkunft war schlussendlich meine absolute Nummer 1 auf dem gesamten Camino.

Heißer Tipp: Hostel Big House* in Póvoa de Varzim

Der Besitzer ist super freundlich und lieb. Er zeigte mir alles und ich hatte sogar noch freie Wahl unter den Zimmern. Außerdem gab es gratis Bier im Kühlschrank, zwei große Küchen, Duschbad und Shampoo im Bad, eigene Handtücher, einen TV im Zimmer und das für 20€ pro Nacht. Am Ende meiner Pilgerreise hatte ich noch drei Tage übrig und entschied mich – nachdem ich zuerst erneut den Campingplatz in Angeiras ansteuerte – nochmals dieses Hostel zu buchen. Ich war zu der Zeit erkältet und der Besitzer gab mir sogar ein renoviertes Zimmer mit eigenem Bad.

Póvoa de Varzim – Ein bekannter Badeort am portugiesischen Jakobsweg

Póvoa de Varzim entwickelte sich bereits im 19. Jahrhundert zu einem der bekanntesten Badeorte in Nordportugal. Heute ist Póvoa ein beliebter Sommerurlaubsort mit einer guten Infrastruktur. Die kraftvolle Brandung zieht Surfer an, während der weite Sandstrand Sonnenanbeter anlockt. Abends erwacht das Leben in den vielen Restaurants, Bars und im berühmten Casino, das zu den schönsten und angesehensten des Landes zählt.

Etappe 4: Von Póvoa de Varzim nach Esposende – 20 Kilometer

Mein heutiges Etappenziel hieß Esposende. Der Weg charakterisierte sich durch viele Holzstege, immer vorbei am stürmischen Atlantik auf der linken Seite. Strandbars und Verpflegungsmöglichkeiten wurden auf dieser Strecke weniger. Ich bin irgendwann in meinem Wander-Flow von der Senda Litoral, dem Küstenweg direkt am Meer, abgekommen und fand mich auf dem offiziellen Camino Portugues da Costa wieder, der u.a. durch Apúlia und später durch Fão führt.

Der Weg verläuft durch grüne Gemüsefelder, schattige Wälder und langgezogene Ortschaften, vorbei an Gewächshäusern. In Fão machte ich in der Tapas Bar Chalé einen Stopp und genoss einen leckeren Crêpe und einen Kaffee. Von dort war es nicht mehr weit bis Esposende, ein beliebter Windsurfing-Hotspot. Auch hier kann ich dir ein Hotel weiterempfehlen: Hostel Eleven*. Meiner Meinung nach ein echter Geheimtipp. Wenn du vor dem Hostel stehst, also mehr oder weniger einer langweiligen Häuserfassade, denkst du dir vielleicht nicht viel dabei. Aber sobald du den Innenraum betrittst, wirst du erstaunt sein, denn dahinter verbirgt sich ein liebevoll geführtes Hostel.

Die Mehrbettzimmer sind gut ausgestattet, jedes Bett hatte einen Vorhang für mehr Privatsphäre. Zum Übernachtungspreis war ein sehr leckeres Frühstück inkludiert, das war das Beste auf meinem Camino. Frische Brötchen, frisch gebackener Kuchen, lecker Kaffee, Früchte, und das für 16€ pro Nacht! Das Hostel liegt circa 1 Kilometer vom nächsten Strand Ofir und 20 Gehminuten vom Strand Esposende entfernt.

Esposende – Ein Strandziel der Extraklasse

Die Strände der Gemeinde Esposende erstrecken sich entlang der 18 km langen Atlantikküste, von der Mündung des Flusses Neiva im Norden über die wunderschöne Ría del Cávado bis zum Dorf Apúlia. Eingebettet in den Naturpark der Nordküste, sind die Strände perfekt für eine kleine Auszeit, für Wassersport, Vogelbeobachtung oder lange Spaziergänge. Da die meisten Strände an der Küste von Esposende mit der Blauen Flagge ausgezeichnet sind, sind sie aufgrund der Wasserqualität, der Sicherheit, des Zugangs und der Einrichtungen sehr gut besucht.

Der beliebteste Strand ist die „Praia de Ofir„, umgeben von Pinienwäldern und einer Dünenvegetation, die von Stegen und einer Promenade durchzogen ist. Eine natürliche Kuriosität sind die Felsen, die bei Ebbe ins Meer ragen und wegen ihrer Form im Volksmund „Pferde von Fão“ genannt werden.

Nach Esposende ging meine Pilgerreise weiter mit der anstrengendsten Etappe des gesamten Camino, den Beitrag dazu findest du hier.

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