Die zweitgrößte Stadt Ghanas ist das kulturelle Herz des Landes und die Hauptstadt des ehemaligen Ashanti-Reiches. Hier kannst du das Manhyia Palace Museum besuchen, das die Geschichte und den Lebensstil der Ashanti-Könige zeigt, den Kejetia Markt erkunden, der als der größte Markt Westafrikas gilt, oder einen Ausflug zum See Bosumtwi machen. In diesem Beitrag findest du alle Tipps für Kumasi und Umgebung.
Hektik, Verkehrsstau, Chaos, Shopping-Malls – ein urbanes Zentrum. Kultur, Könige, Trommelklänge – die traditionelle Macht der Ashanti in Ghana. Wie passt das zusammen?
Auf den ersten Blick erscheint Kumasi wie eine typische westafrikanische Großstadt auf dem Weg in die Moderne. Doch dahinter verbirgt sich die Tradition mehrerer Jahrhunderte, denn hier befindet sich die offizielle Residenz des Ashanti Königs. Die Ashanti sind der größte Stamm in Ghana.

Die Geschichte des Ashanti-Königreichs ist von großer Bedeutung. Während es eine prägende Rolle im Sklavenhandel spielte, ist es ebenso für seinen bemerkenswerten Widerstand gegenüber europäischer Kolonisierung bekannt. Die Ashanti verteidigten sich beharrlich gegen zahlreiche Angriffe und triumphierten in diversen Konflikten gegen die europäischen Mächte.
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Das zeichnet die Ashanti-Region aus
- Wird als „Königreich des Goldes“ bezeichnet
- Zu den touristischen Hotspots der Stadt gehört das Kumasi Fort, das Militärmuseum und der Manhyia-Palast
- Gold-, Kakao- und Stoffproduktionen: Kumasi ist umgeben von Dörfern, die für ihr Kunsthandwerk bekannt sind, darunter vor allem Holzschnitzereien und Schneidereien. Der traditionelle Kente-Stoff wird von den Ashanti noch heute hergestellt und durfte früher nur von Königen getragen werden. Das Kente-Tuch ist eines der größten Exportgüter der Region. Ein Besuch im Bonwire Kente Village lohnt sich für all diejenigen, die mehr über die Kunst erfahren möchten
- Die Ashanti-Region befindet sich in einem tropischen Regenwaldgürtel, der von riesigen Wäldern und großen Kakaofarmen dominiert wird. Vor allem Vogelbeobachter und Schmetterlingsliebhaber werden in Gebieten wie das Bobiri Reservat, das Owabi Wildlife Sanctuary und dem See Bosumtwi auf ihre Kosten kommen
Kejetia Markt – Verirre dich auf dem größten Markt Westafrikas
Der Zentralmarkt Kejetia ist der absolute Wahnsinn! Damals fand der Markt komplett unter freiem Himmel statt. Er soll 17 Fußballfelder groß gewesen sein und muss über 10.000 Stände gehabt haben. Die Anzahl der Händler wurde auf bis zu 45.000 geschätzt. Man sagte, dass es auf dem Markt nichts gab, was man nicht kaufen konnte. Das war definitiv nichts für Leute mit Platzangst! Alles wurde zum Teil Meter hoch gestapelt, es war ein einziges schmales Labyrinth.


Ich war ja schon auf einigen Märkten in der Welt, aber das hatte alles übertroffen. Wirklich alles.
Mittlerweile ist der Markt in einer riesigen Halle komplett überdacht, aber immer noch sehr groß. Also lasse dich treiben und genieße das afrikanische Leben. Von Lebensmittel über Elektronikartikel, Haustiere, Stoffe bis zu Spielzeug und Kosmetikartikel gibt es einfach alles.
Spaziergang durch den Manhyia-Palast und Museum
Einen ersten Einblick in das Königreich der Ashanti erhielt ich im Königspalast Manhyia, in dem heute ein Museum eingerichtet ist. Das Museum ist eine einzigartige Kreation des Königreichs Asante, um der Welt den Reichtum, die Geschichte und Kultur zu vermitteln. Es ist relativ klein, aber unbedingt einen Besuch wert und von großer Bedeutung, da es auch Exponate wie königliche Insignien, Fotografien, Medaillen, Möbel und Bildnisse aller früheren Könige besitzt.

Öffnungszeiten: 9-17 Uhr, Eintritt: 100 Cedi (2023)
Der Eintrittspreis beinhaltet stets eine geführte Tour. Die Besichtigung beginnt mit einem Film und führt dann durch verschiedene Räumlichkeiten wie die Empfangshalle, das Esszimmer und das Schlafgemach – wobei anzumerken ist, dass diese Räume alles andere als prunkvoll sind. Der gesamte Palast wirkt schlicht und fast wie ein gewöhnliches großes Wohnhaus. Leider ist es nicht gestattet, Fotos zu machen. Das Museum zählt jedoch zweifellos zu den beeindruckendsten in Ghana.
Manhyia-Palast: Dies ist der Sitz des Asantehene, des Monarchen des Ashanti-Königreichs, und gleichzeitig seine offizielle Residenz. Er befindet sich in Kumasi, der Hauptstadt der Ashanti-Region. Der König empfängt jedes Jahr Tausende von Besuchern aus aller Welt zu privaten Terminen und traditionellen Veranstaltungen. Millionen von Touristen besuchen auch das Manhyia Palace Museum, das als Privatresidenz früherer Könige diente, bis es 1995 in ein Museum umgewandelt wurde.
Der Manhiya-Palast hat eine große geschichtliche Bedeutung!
Centre for National Culture – Tauche in die lokale Kunstszene ein
Das Centre for National Culture ist so etwas wie eine eigene kleine Stadt im Zentrum Kumasis. Es ist ein weitläufiges Areal mit viel Platz zum Entspannen und zum Flanieren. In dem kulturellen Zentrum gibt es an jeder Ecke etwas zu sehen: Bands, die Musik spielen, Maler, die tolle Kunstwerke schaffen oder Bildhauer, die Skulpturen hämmern.

Hier werden dir die vielseitigen Aspekte der ghanaischen Kultur näher gebracht. Es gibt Werkstätten für die verschiedenen Kunstrichtungen wie Malerei, Webkunst, Töpferei, oder Korbflechterei. Die Ghanaer sind künstlerisch sehr begabt, vor allem in der Webkunst.
Das Centre for National Culture in Kumasi ist ein lebendiger Ort, an dem die einzigartige Kultur Ghanas präsentiert wird. Es spielt eine große Rolle dabei, den Menschen zu vermitteln, was es bedeutet, Ghanaer zu sein. Hier zeigen einheimische Künstler ihr Können.
Wer nach Kunstschätzen in Ghana sucht, wird hier fündig – und meist sind die Werke auch erschwinglich. Viele Künstler haben offene Werkstätten, beziehungsweise ihre Werkstätten sind Teil des Shops, in dem sie ihre Waren verkaufen. So kannst du bei der Arbeit zuschauen.
See Bosumtwi – Ein heiliger Ort
Nur rund 35 Kilometer von Kumasi liegt der See Bosumtwi (auch Bosumtwe genannt). Der See entstand durch einen Meteoriteneinschlag und liegt dementsprechend in einem Krater. Lange Zeit war die Entstehung des Kraters rätselhaft, doch aktuelle Forschungen bestätigen die Theorie des Meteoriteneinschlags. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel vieler Großstädter, die Ruhe und Natur suchen. Doch auch kulturell hat der See eine große Bedeutung für die hier lebenden Menschen.
Bosumtwi ist der einzige natürliche Binnensee des Landes. Es ist ein großartiger Ort, um sich zu entspannen und die Natur zu genießen. Umgeben von üppigen Bergen wird er durch kleine Bäche gespeist, die die steilen Seiten des Kraters hinunterstürzen.



Der See sowie das Biosphärenreservat beheimaten eine beeindruckende Vielfalt von 35 Baumarten, von denen einige gezielt zur Holzgewinnung genutzt werden. Das Areal beherbergt zudem eine reiche Diversität an Wildtieren. Die Einwohner der Region sind vornehmlich in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus tätig. Das Gebiet wird zudem intensiv für Forschungszwecke genutzt, insbesondere im Kontext des Klimawandels, und dient Schulen sowie Universitäten als wichtige Quelle für Umweltbildung.
Laut einer mündlichen Überlieferung entstand der See im Jahr 1648. Während der Jagd verfolgte ein Jäger eine Antilope namens „Otwe“, die er versehentlich verletzte. Trotz der Verletzung flüchtete die Antilope weiter, bis sie schließlich in einem kleinen Teich verschwand. Der Jäger, namens Akora Bompe, entschied sich dazu, in der Nähe des Teiches zu bleiben, und kehrte nie wieder in seine Heimatstadt Asamang zurück. Er benannte den Ort „Bosomtwe“, was so viel wie „Antilopengott“ bedeutet, da er glaubte, dass das Wasser eine göttliche Rolle spielte und die Antilope gerettet hatte.



Der Sage nach kommen die Seelen der verstorbenen Ashanti zum See, um sich dort von der Fruchtbarkeits-Göttin Asase Ya, die als Mutter Erde gilt, und damit auch von der Erde selbst und ihrem Leben auf der Erde zu verabschieden.
Der See ist auf jeden Fall einen Besuch wert, um der Großstadt-Hektik von Kumasi zu entfliehen. Am schnellsten und besten erreichst du den Ort mit dem Taxi.
Bosumtwi hat eine große Bedeutung und gilt als heilig. Lange Zeit war es verboten, im See mit Metall zu angeln, denn das hätte das Abschiednehmen der Seelen gestört. Deshalb nutzen die Fischer hier auf dem See Holzbretter, auf die sie sich setzen und mit den Armen paddeln. Mit geschickter Balance werfen sie ihre Netze von Hand aus.
Bobiri Forest und Schmetterlingsschutzgebiet
Etwa 30 Kilometer östlich von Kumasi befinden sich das schöne Bobiri-Reservat und das Schmetterlings-Sanctuary. Der Bobiri Forest ist eines der letzten ursprünglichen Wälder Ghanas und das einzige Schmetterlingsschutzgebiet in ganz Westafrika. Es ist ein 54 Quadratkilometer tropischer Regenwald, der eines der schönsten Besucherzentren für Ökotourismus im Land ist. Die massive Bäume und eine unglaubliche Vielfalt verschiedenster Vogelarten und Schmetterlingsarten (über 500) sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Unser Guide führte uns orts -und waldkundig durch das dichte Schutzgebiet und erklärte uns viele interessante Dinge über die medizinische Bedeutung der Bäume und die einheimische Flora und Fauna – immer begleitet von einer Brise ghanaischem Humor. Neben den Waldriesen fühlte ich mich winzig klein, dennoch bin ich immer wieder von unserer unglaublichen Erde beeindruckt und empfinde vor allem Demut.
Die mächtigen Bäume streckten ihre Äste weit in den Himmel hinauf und teilweise haben sich die Bäume so zu einer Einheit miteinander verbunden. Die Wege des Waldes schlängelten sich um die Bäume, immer begleitet von einer Fülle duftender Blumen und Gewächsen. Ich atmete die warme, feuchte Luft ein und genoss die Ruhe. Es war alles im Einklang. Es erschien, als würden die Bäume ins Unendliche reichen, doch waren sie tief verwurzelt.




Westafrika soll die farbenprächtigsten Schmetterlinge der Welt besitzen. Es gibt rund 1500 verschiedene Schmetterlingsarten. Der Bobiri Wald ist das artenreichste Waldgebiet im ganzen Land. Dort wird seit 1939 die medizinische Bedeutung der Pflanzenwelt erforscht, und entlang von Naturpfaden wird dies an 102 verschiedenen Holzsorten der zum Teil riesigen Bäume veranschaulicht.

Wusstest du? Ursprünglich umfasste Ghanas Anteil am intakten Regenwald eine Fläche von 85.000 Quadratkilometern, aber das ist Vergangenheit. Nicht nur der Export von Edelhölzern nach Europa, sondern auch die schnell wachsende Bevölkerung und der damit steigende Brennholzbedarf, Rodungen für Kakao-, Kaffee- und Ananasplantagen sowie der großflächige Goldabbau ließen die Natur schwinden. Und auch heute noch werden jedes Jahr 75.000 Hektar Wald und 100.000 Hektar Baumsavanne gerodet. So sind von Ghanas Primärwald nur noch 6 Prozent der ursprünglichen Fläche übrig!
Meine Tipps für Kumasi
- Neben dem jährlichen Throngeburtstag wird alle 6 Wochen am Sonntag das Akwasidae Festival im Hof des Königspalastes gefeiert. Termine kannst du direkt beim Museum anfragen
- Im Kontrast zur ganzen Königspracht zeigt der Kejetia Markt ein Getümmel der ganz anderen Art. Auf dem größten Markt Westafrikas ist einfach alles zu finden. Rund um den Markt offenbart sich das typische westafrikanische Großstadt-Chaos
- Entspannt Souvenirs shoppen kannst du im National Cultural Centre. Die Händler sind weitaus unaufdringlicher als in Accra und lassen sich teilweise bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Genieße hier eine Pause von der städtischen Hektik
Unsere Reise führte uns weiter in Richtung Süden – in die Zentralregion Ghanas, welche vor allem durch die Kolonialgeschichte stark geprägt wurde. Nach Cape Coast fährst du circa 3-4 Stunden.
Nun habe ich dir schon einige Regionen in Ghana vorgestellt. Welche findest du bisher am interessantesten? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.
Hallo Meike, was für eine spannende Reise durch Ghana. Ein Land, das mir völlig fremd ist. Danke , daß du es mir und anderen so etwas näher bringst. Und wieder musste ich lernen, dass jedes Land in Afrika völlig anders ist als sein Nachbarland. Danke fürs teilen.
Liebe Grüße Christiane von ein zweiter Blick
Hallo Christiane. Gerne, aber vor allem die Vielfalt und Unterschiedlichkeit machen doch diesen tollen Kontinent erst aus! Lg, Meike